Belächelt wurden sie; die, die da herkamen, zum erstenmal außerhalb der Schule ein Theaterstück einstudierten und auf der fieberhaften Suche, nach einem Veranstaltungsraum waren, hatten sie sich doch mit ihrem Fund hoffnungslos übernommen. Schüler waren sie und der eine oder andere Auszubildender, und naiv genug waren sie zu glauben, dass sie mit viel Idealismus und wenig Geld den gefundenen Veranstaltungsraum zu ihrem Vorstellungsraum machen könnten. Stand doch ein richtiges Theater direkt vor der Hautür, am Lippweg in Beckum, verkommen, größtenteils ungenutzt, aber mit dem klangvollen Namen "Stadttheater" auf der Fassade. Seinen Namen hatte es mal alle Ehre gemacht in seiner wechselvollen Geschichte, war Aushängeschild der ganzen Stadt gewesen. Mit der Zeit verwahrloste das Haus wurde zur Gerümpelkammer degradiert, man konnte meinen hoffnungslos.
Im Frühjahr 1983 trafen sie dann aufeinander: das renovierungsbedürftige Haus und die idealistischen Schüler. Ein Streifzug durch ein faszinierendes Haus und eine unüberschaubare Renovierung begannen: Fensterscheiben wurden eingesetzt, Wände verputzt, tapeziert und gestrichen, containerweise Gerümpel und Schutt Richtung Deponie geschickt, Sitze montiert, die elektrischen Anlagen in Betrieb gesetzt, die Bühneninstallation erneuert... Wochenlang haben zum Teil mehr als 20 Jugendliche gleichzeitig nach Schule und Arbeit nachmittags, abends und nachts nach Leibeskräften gearbeitet, organisiert und geplant - das Startkapital: 200 DM zusammengeworfenes Taschengeld.
Am 17. Mai 1983 war es dann soweit, Haus und Stück "Der Bleisiegelfälscher" von Dietlof Reiche waren vorzeige bereit. 3 mal ausverkauft hieß die Bilanz (ca. 900 Zuschauer), die Idee war angenommen, die Ermutigung war gegeben, weiterzumachen. Fremde Musik-, Theater-, und Kabarettgruppen wurden engagiert und was zu riskant erschien, zusammen mit der Volkshochschule organisiert.
Das Kind musste einen Namen haben: "Kulturinitiative Filou" wurde es genannt und als solches im Februar 1984 um das bedeutende Kürzel "e.V." (eingetragener Verein) erweitert. Zuschüsse kamen von der Stadt und Banken, Sachspenden von Firmen und Geschäften.
Mit der Initiative wuchs auch das Programm. Heute kann Filou auf eine unzählige Anzahl von Eigenproduktionen und Gastspielveranstaltungen zurückblicken. Im Jahre 1989 wurde die Initiative Hauptmieter des Theaters. Der Kleine Saal konnte somit auch genutzt werden, und eine zweite Bühne stand zur Verfügung. Im gleichen Jahr wurde das Theater mit Mitteln vom Land NRW, der Stadt Beckum und den Bürgern der Stadt renoviert. Dringend erforderliche sicherheitstechnische Anlagen wurden erneuert, das Foyer in seinen alten Zustand zurück versetzt.
Eine zweite Renovierungsphase erlebte das Haus 1998, diesmal wurde ausschließlich der große Saal renoviert. Es gab einen neuen Anstrich und eine neue Bestuhlung wurde eingebaut. Möglich machte dies ein Kooperationsvertrag mit der Stadt Beckum, die künftig ebenfalls das Theater für ihre Veranstaltung nutzen wird.
In den folgenden Jahren wurden nacheinander der Kleine Saal, dann die Heizungsanlage und im Sommer 2018 die Toilettenanlage größzügig und mit viel Geld renoviert, umbebaut und auf einen moderen Stand gebracht.
Das produzieren und spielen von Bühnenstücken jeglicher Art ist aber bis heute das Aushängeschild von Filou. Ein ganz besonderen Stellenwert nimmt hier das jährlich Filou-Weihnachtsstück ein.
Mit der Zeit kamen weitere Angobte hinzu, damit der Nachwuchs auch eine Chance hat und die Initiative weiterleben kann. Seit 1992 bietet die Kulturinitiative Filou e.V., unter dem Label "Kulturwerkstatt", ein Weiterbildungsangebot für Kinder und Jugendliche aber auch für Erwachsene an. In den Sparten Tanz, Musik, Kunst und Theater werden Kurse und Workshops angeboten. Stetig steigende Schülerzahlen und ein immer breiteres Angebot führten dazu, dass weitere Räumlichkeiten angemietet werden mussten, denn die Kapazität der Räume im Theater ist erschöpft.
Was anfangs niemand glaubte, ist Realität geworden: aus dem "zum Scheitern verurteilten Größenwahn" ist ein anerkanntes Projekt geworden.
"Es war zweifellos ein großzügiger Entschluss, als der Gastwirt, Hotelier und Brennereibesitzer Ferdinand Frölich daranging, dem vorhandenen ansehnlichen Gebäudekomplex seiner Besitzung noch einen großen Saalbau anzugliedern, und die Eröffnung dieses Saales war ebenso zweifellos ein großes Ereignis. Weit und breit gab es keinen Saal dieser Größe, der 1000 und mehr Personen fasste, und so wurde der Frölich'sche Saal bald ein Begriff, nicht bloß in Beckum, sondern auch für das ganze Kreisgebiet."
Als Benno Frölich dies in seiner Familienchronik schreibt, sind bereits 49 Jahre vergangen, nachdem sein Vater um 1900 den ersten Grundstein zum Bau des Saales gelegt hatte.
Ein Jahr später, am 25. Januar 1901, erfolgte die Gebrauchsabnahme,
das Haus wird der Öffentlichkeit übergeben.
Und wenn Franz Blömeke des Kaisers Geburtstag feierte, Karl Zurhorst mit den Sebastinaer-Schützen in einer großen Polonäse bis zum Markt zog, Hedwig Schrulle den Zirkus besuchte, Hugo Lütke Möbel kaufte, Helene Schulte an der großen Volksmission teilnahm, Franz Schmiebusch Reichskanzler Brünings Rede in Beckum hörte, Ferdinand Frölich von großen Saalschlachten zu berichten weiß, Alfred Schwarze bei einer Karnevalssitzung am Seil durch den ganzen Raum flog, Theo Plote am Reck turnte, Stefan Kröger dem Sängerbund lauschte, so sind dies verschiedene Begebenheiten, die eines nur gemeinsam haben: sie trugen sich alle an ein und dem selben Ort zu, im alten Frölich'schen Saal.
50 Pfennige zahlte man für ein Viertelpfund Bohnenkaffee und einen halben Liter Milch. Oder für einen halben Liter gewöhnlichen Schnaps. 50 Pfennige zahlte man für eine Meisterstunde. Oder soviel bekam der Frisör für fünfmal Haarschneiden.
54.000 Mark zahlte Ferdinand Fröhlich für seinen Saalbau. Mit dem Geld hätte man über 100 vierköpfige Familien ein Jahr lang ernähren können.
So wurde auf Frölichs feuchten Weideland ein Saal errichtet, dessen Grundfläche nahezu 1.000 Quadratmeter umfasste.
Außenmaße 20,80m x 41,44m = 861,95qm Grundfläche außerdem angebaute Bühne und "Bedürfnisanstalten" 6,88m x 16,30m = 112,14qm Grundfläche
"Vom vorderen Eingang aus sind die ersten 5,00 Meter quer durchs Gebäude als Nutzraum gerechnet, und zwar Küche mit Speisekammer und Keller, über diese vorgenannten Räume, welche durch eine massive 0,40 Meter starke Mauer vom eigentlichen Saal getrennt sind, wird auf eine Höhe vom 3,35 Meter und 2,00 Meter Breite eine Galerie gebildet und ein Podium für Musik von 8,00 Meter Länge und 2,00 Meter Breite nach dem Saal zu ausgekragt mit fester Schutzlehne nach dem Saale.
Die Galerie nebst Podium hat eine Grundfläche von 20,00m x 5,00m + 8,00m x 2,00m = 116qm. Der Aufgang zur Galerie nebst Podium liegt neben dem Haupteingang, die Treppe ist 1,40m breit mit fester 2 seitiger Handlehne.
Der Saal hat eine Grundfläche von 35,00m Länge 20,00 Meter Breite = 700qm. Diese Fläche ist durch 2 Säulenstellungen in 3 Abteilungen getrennt, wovon die beiden seitlichen je 4,50m breit gegen den mittleren Flur um 0,15m höher liegen und sollen als Sitzplätze dienen, wogegen die mittlere Fläche 11,00m breit auch als Tanzraum dienen soll"
Die Bühne in Anbau , welche 1,20m höher liegt wie Flur und Saal hat eine Größe von 7,00m Länge 9,00m Breite = 63qm Grundfläche bei 4,00 resp. 4,85m Höhe. Der Zugang zur Bühne ist vom Saale aus durch Flur mit eingelegter Treppe von 1,00m Breite. Neben der Bühne liegt auf jeder Seite in Höhe der Bühne ein 12,00qm großes Ankleidezimmer und auf der Zugangsseite ein Abort.
Auf jeder Seite neben der Bühne befinden sich mit Flur in Saalebene die Bedürfnisanstalten links für Damen, rechts für Herren. Der Zugang ist vom Saal aus mit eingebauten Vorplatz und sind für Damen 3 Sitze vorgesehen, für Herren 3 Sitze und 5 Stände; die für Herren ist auch von außen (vom Garten aus) zu betreten. Die nötigen Gruben werden zementiert und für genügende Lüftung Abführung der Gase Sorge getragen.""Die Beleuchtung wird durch elektrisches Licht hergestellt. Eine Brauerei nebst Brandweinlager liegen 21 Meter vom Saalgebäude entfernt. Die Kulissen werden aus Leinwand hergestellt und mit Ölfarbe gestrichen. Versammlungen werden nicht abgehalten, dagegen zwei bis drei Aufführungen, Konzerte und Bälle finden statt. Verschläge unter Treppen sowie feste Sitzplätze sind nicht vorhanden.
Welches Ausmaß die Feste hatten zeigt ein Ausschnitt eines Briefes der Köchin Catharina Arnsberg an Hedwig Frölich nach dem alljährlichen Tierschaufest der Züchtervereinigung:
Liebe Hedwig!
... "Zum Tierschaufest, welches in Eurem Saal gefeiert wurde, hatten wir 650 Personen zum Essen; 1500 Koteletts haben wir gemacht, 80 Pudding, 70 Schüsseln wurden jedes Mal angerichtet. Erst gab es Suppe mit Klößen, dann Rindfleisch mit Zwiebelsoße, Gurkensalat, Wurzeln, Erbsen, Koteletts, Kalbs- und Sauerbraten, Schweizer Pudding, Pflaumen und feine Torten.
Abends haben wir 400 Portionen ausgegeben. Das war ein Betrieb! 15 Kellner, die machen ein Radau; Du kannst es Dir vorstellen , einer wollte noch eher bedient werden als der andere. Wir hatten auf der Karte Englisches Beefsteak, Filet, Hähnchen, Kalbs-, Sauerbraten, Butterbrot, verschiedenen Aufschnitt.
Morgens um 4 Uhr war Schluss. Als ich nach Hause ging, war es hell. Ich hatte keine Begleitung nötig. Auch in Eurer Wirtschaft blühte das Geschäft...
Mit dem Ausbruch des 1. Weltkriege wurden selten noch Feste gegeben, selbst des Kaisers Geburtstag wurde nur mit einer schlichten Feier im Saal mit Vorträgen, Gesängen, Ansprachen und Lichtbildern gedacht. Einzig die am 23. September 1914 gegründete Jugendwehr turnte montags bis freitags von 8 - 10 Uhr im Frölich'schen Saal.
Bereits vier Wochen nach Beendigung des Krieges fand der erste Festball statt. Man ehrte die "im Felde unbesiegten Soldaten".
Große Volksversammlungen und Wahlveranstaltungen prägten das Bild der frühen Nachkriegszeit. Vor allem das katholische Zentrum, aber auch die Deutschen Demokraten und die Sozialdemokraten warben für die 1. Nationalversammlung. Die Wahlbeteiligung betrug fast 95%, der Saal war rappelvoll und blieb es auch. Allein zu einer Versammlung der Forst- und Waldarbeiter kamen über 1.000 Menschen.
Eine ganz andere Geschichte wurde im Herbst 1919 begonnen. Im März hatte der Kirchenvorstand und der Kirchengemeinderat beschlossen, für die 11.000-Seelen-Gemeinde neben der Stephanus-Kirche eine Notkirche im Saal Samson-Frölich zu errichten. Bis zur Einweihung der Marienkirche, der späteren Liebfrauenkirche, am 4. Juli 1922 wurden Gottesdienste und 1920 sogar die Volksmission im dampfgeheizten Haus am Lippweg abgehalten.
Der Saal hatte keine 14 Tage seine Funktion als Behelfskirche verloren, als dort wieder getanzt wurde.
In der Inflationszeit wurde der Raum ein weiteres mal seiner eigentliche Bestimmung beraubt. Bernhard Tingelhoff und Arnold Vester gründeten die Beckumer Möbelhandlung. Ihr Holzlager und Verkaufsraum fand für Jahre Platz im Frölich'schen Saal. Erst geraume Zeit nach dem Konkurs der Firma wurde in dem Saal wieder gefeiert. Jetzt vor allem das neue Sebastianer-Schützenfest, seit Mitte der 30er Jahre auch wieder Karnevalssitzungen neben Ausstellungen und politischen Versammlungen.
Der 2. Weltkrieg setzte einen tiefen Einschnitt. Noch vor Kriegsausbruch, Anfang 1939, verfügte die Reichsstelle für Getreide in Berlin, den Saal mit Getreide zu belegen. Gegen Ende des Krieges kamen schwere Teile militärischer Abteilungen im vorderen Abschnitt hinzu. Auch Schlauchboote der Wehrmacht, dann große Kabelrollen bis zu 2m Durchmesser wurden gelagert. Nach dem Einmarsch der US-Truppen wurden die Besitzungen rund um das Osttor requiriert, im Saal vorübergehend Lebensmittel verstaut. Ein Versorgungsdepot konnte nicht errichtet werden. Zum baulichen Zustand gibt das Gutachten des Beckumer Stadtbaumeisters vom 17. Mai 1950 Aufschluss:
"...Das Dach hatte mehrere undichte Stellen, Niederschlagswasser drang ein. Durch die enorme Belastung mit militärischen und fernmeldetechnischen Geräten war der Saalfußboden fast restlos zerstört. Die Küchenräume und Kochanlagen waren soweit verfallen, die Toiletten und sanitären Einrichtungen so verkommen, dass die Vorhaben 1944 Evakuierte aus dem Rheinland, und 1945 die Ostvertriebenen im Saal unterzubringen fallengelassen werden musste..."
Trotz der großen Schäden legten Ferdinand Frölichs Söhne Fritz und Benno bereits im Oktober 1946 Pläne zur Wiederinstandsetzung des Gebäudes vor. Die Reparaturarbeiten konnten sofort begonnen werden, ein Umbau wurde aufgrund alliert-behördlicher Verbote erst am 22.12.1947 genehmigt; die Kosten durften 50.000 Reichsmark nicht überschreiben.
Als Architekt wurde der Düsseldorfer Alfons Nehaus eingesetzt. Nehaus, der bereits 1932 das Deli-Lichtspiel in der Hühlstraße errichtete, veränderte an der äußeren Ansicht nur wenig, legt dem Saal Kassenhalle und Foyer vor, versetzte Garderoben und Toiletten, zog eine zweite Decke durch den Saal, unterteilte ihn in Parkett, Sperrsitze, Loge und Balkon, der aus der ehemaligen Galerie entstand. 750 Holz- und Polsterklappstühle wurden fest installiert.
Im November 1949 fand die feierliche Wiedereröffnung des alten Frölich'schen Saales statt. Als "Stadttheater Beckum" ging er in das 50. Jahr seiner Geschichte.
Fünfmal wöchentlich liefen Filme, zwei Tage waren für Theater- und Musikveranstaltungen vorgesehen. Die Einweihung des Hauses wurde zu einem bedeutenden Ereignis: man "war überrascht von der Großzügigkeit, der noblen Stimmung und der Festlichkeit des weiten Raumes", man "dankte für die Errichtung des prachtvollen Theaterbaus" man "beglückwünschte die Stadt zu dieser herrlichen Kulturstätte, die im ganzen Münsterland nicht ihres gleichen hat"
Die Entbehrungen und Verluste des 2. Weltkrieges ließen das Stadttheater noch glanzvoller erscheinen, als es ohnehin schon war. Die Gedanken, die den damaligen Zuschauer bewegten, umrissen wohl Beckums Bürgermeister Dr. Dr. Max Hagedorn und Stadtdirektor Dr. Jütten am ehesten, als sie schrieben,
"...dass wir etwas tun müssen nicht nur gegen die Sorgen unseres Alltages, sondern ebenso gegen die Verkümmerung und Verflachung, die unser geistiges und seelisches Leben bedrohen. Es gilt, die Liebe zur Kunst, die Freude am Schönen, die Lust an der geistigen Auseinandersetzung zu pflegen, zu erhalten und wieder zu wecken, wo sie verschüttet wurde."
In der ersten Spielzeit gab es "Tosca", "Rigoletto", "Die Zauberflöte", "Die Fledermaus", den "Troubadour", "Don Carlos", "Unsere kleine Stadt", "Die Csardasfürstin" zu sehen und zu hören. Den weitaus größten Teil des Stadttheaterprogramms bestritt dabei die Städtischen Bühne Münster. Weiterhin traten auf der Sängerbund, der Musikverein Beckum gab Haydns "Schöpfung", der Heinrich-Schütz-Kreis brachte Bachs "Matthäus Passion", die Niederdeutsche Bühne spielte plattdeutsche Stücke.
Das Stadttheater Beckum wurde der kulturelle Mittelpunkt des Kreises Beckum.
Die ganze Herrlichkeit währte jedoch kaum sechs Jahre. Die Städtischen Bühnen Münster bauten ihr neues Theater. Die Bühne des Stadttheater war zu klein, als dass Beckum weiter bespielt werden könnte. Doch anstatt die bestehende Anlage zu vergrößern, bauten man neu. Georg Pflüger, pikanterweise 1953 Pächter des Stadttheaters, errichtete an der Nordstraße das Burgtheater. Mit der Spielzeit 55/56 fanden dort die städtischen Kulturveranstaltungen statt. Das Stadttheater geriet ins Abseits.
Der neue Pächter, Georg Wandtke, baute bereits im Oktober 1955 das Theater um. Er trennte Balkon von Loge, Sperrsitze und Parkett ab, unterteilte den Saal in ein großes (500 Plätze) und ein kleines (200 Plätze) Lichtspielhaus. Dem Anstieg der produzierten Filme und dem allmählichen Rückgang der Zuschauerzahlen sollte begegnet werden. Das Fernsehen kam auf.
Die Größe und Gesamtheit dies Raumes wurde letztlich völlig zerstört, als nach Robert Knepper Klaus Budde das Stadttheater pachtete. Man zog durch die Kassenhalle und das Foyer eine Mauer, nutze einzig noch den rechten Eingang, später auch nur noch den kleinen Saal als Studio mit 88 Plätzen, würdigte selbst das noch zum Pornokino herab.
Als zu Beginn des Jahres 1983 vornehmlich Schüler, bei der Suche nach einem geeigneten Veranstaltungsort, auf das altehrwürdige, verkommene Haus am Lippweg stießen, bot sich ihnen ein wahrhaft trostloses Bild: demontierte technische Anlagen, unverputzte Mauern, zerschlagene Fenster, von den Wänden sich lösende Tapeten, Feuchtigkeitsschäden, Berge von zerschlissenen Stühlen, auf der Bühne aufgetürmt, ein völlig verwahrloster großer Saal. Mit wenig Geld, viel Arbeitsaufwand und noch mehr Idealismus wurde der Bau Stück für Stück renoviert. Am 17. Mai 1983 wurde das Stadttheater mit der Uraufführung des "Bleisiegelfälschers" vor ausverkauften Haus wiedereröffnet. Es gründete sich ein Verein: die Kulturinitiative Filou. Ein weiteres Kapitel in der einzigartig-wechselvollen Geschichte des traditionsreichen Hauses am Lippweg 4 beginnt.
So schrieb Benno Frölich schon 1950 in seiner Familienchronik:
"Wüsste man nur das, was mit diesem Saal geschehen ist, so hätte man in großen Zügen ein Bild des Geschehens der Stadt Beckum, vor allem aber ein Spiegelbild des Zeitgeschehens."
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